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Hier sind Texte zu verschiedenen Themen enthalten

Doula

Eine Doula ist eine nichtmedizische Helferin, die einer werdenden Mutter vor, während und nach der Geburt eines Kindes emotional zur Seite steht. Sie ersetzt weder Hebammen noch Ärzte. Männer sollen es lernen, mit der Rolle als Vater klarzukommen.

 Die Hebamme / der Entbindungspfleger ist ein staatlich anerkannter Ausbildungsberuf. Ausbildung und Ausübungsmöglichkeiten sind dementsprechend gesetzlich und vertraglich (mit den Krankenkassen) geregelt.

Doch bei uns Doula sieht alles anders aus. Unser Beruf ist in der Öffentlichkeit völlig unbekannt. Hängen wir ein Schild an die Tür unserer Praxis, weiß dementsprechend niemand, was sich hinter dieser Berufsbezeichnung verbirgt.

 Hinzu kommt: Die Ausbildung ist nicht irgendwie staatlich geregelt. Jeder kann Doula-Kurse /  Doula-Lehrgänge mit Phantasieinhalten sowie -abschlüssen anbieten: Sogar Diplom-Doulas gibt es schon!

Die Hebamme ist ein reiner Frauenberuf. Die staatliche Arbeitsverwaltung hat es kaum geschafft, Männer für die Ausbildung zum Entbindungspfleger zu gewinnen, und das, obwohl ihnen die Berufsausbildung sowie Berufsausübung offensteht.

Bei den Doula sieht die Situation noch schlimmer aus. "Ich bin die einzige männliche Doula weltweit," berichtet mein Mann Balduin, seines Zeichens maskulinistischer Entbindungspfleger, der nie richtig im Beruf Fuß fassen konnte. "Meine Phantasie ist mit mir während der Entbindung durchgegangen. Mal habe ich mir vorgestellt, das gerade entbundene Kind wäre von mir, so hübsch, wie die Mutter war. Mal war die Mutter so häßlich, daß ich schwul werden wollte. Und einmal habe ich mir sogar vorgestellt, der Mann wäre schwanger, so fett, wie der war. Also habe ich mich - quasi als Aussteiger - mit meiner Frau als (männliche) selbständig gemacht.

Und rührt kräftig die Werbetrommel für den Beruf, bei Krankenkassen, Krankenhäusern und Selbsthilfegruppen frauen- und familiengeschädigter Männer. "Sie sollen es lernen, was es bedeutet, Vater zu sein. Wir müssen dem Blag zwar nicht die Brust geben, manchmal aber das Fläschchen und die Windeln wechseln. Ein paar Minuten Spaß beim Geschlechtsverkehr reichen nicht; Mann muß auch hinterher die Verantwortung übernehmen."

Das Geschehen im Kreißsaal muß Mann nach seinen Worten nicht kennen und erleben. In der Zeit kann man noch einmal in die Schule gehen und sich Mathe, Deutsch und Allgemeinbildung zu Gemüte führen. "Dann kann man seiner Brut auch etwas Sinnvolles mit auf den Lebensweg geben."

Höre ich da vielleicht Frust heraus? "Ja, auf jeden Fall," erzählt Balduin. Er selbst hat einen Sohn. Der sei jetzt in der Pubertät. Schulisch sei der eine schwache Niete, die sich mit schlechten Noten von Versetzung zu Versetzung hangelt. "Ich bin wohl in meiner Mitt-Lebens-Krise und grübele, was ich bei ihm verkehrt gemacht habe. Bin ich zu viel mit mit Fuball spielen gegangen? War es nicht gut, daß er mit 14 schon Auto fahren konnte? Und im selben Alter eine Freundin hatte?" Darauf, daß er seinen Sohn falsch gefördert habe, daß Baldur (so heißt der Sohnemann) ein besserer Stubenhocker ist, der gerne Bücher liest und für die Schule lernt als zwangsweise seine beiden linken Hände ausleben muß, kommt Balduin nun wirklich nicht.

"Ach je, vielleicht habe ich tatsächlich den falschen Beruf gewählt," stöhnt Balduin. "Ich bin jetzt Anfang 40. Ob es da Sinn macht, noch mal zur Schule zu gehen und Pflegewwissenschaften zu studieren?"

"Willkommen, Herr Balduin," begrüßt ihn Xanthippe, die Leiterin der örtlichen Fachhochule für angewandte Pflegewissenschaften. "Wir haben immer schon Entbindungspfleger mit praktischer Berufserfahrung als Dozenten gesucht."

Ja, ja, so ist er nun mal, der liebe Balduin - er schon immer lieber geredet als praktisch gearbeitet.

 

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